Ab dem 25. Mai 2018 wird die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gelten und die bisherigen Regelungen zum Schutz personenbezogener Daten ablösen. Auch deutsche Onlinehändler sind dazu verpflichtet, die neue Richtlinie umzusetzen. Laut einer aktuellen Studie des Zertifizierungsdienstleister Trusted Shops ist die E-Commerce-Branche darauf in weiten Teilen jedoch noch nicht vorbereitet.

Die Arbeit mit personenbezogenen Daten ist für viele Onlinehändler ein zweischneidiges Schwert: Einerseits möchte man die im Geschäftsbetrieb gesammelten Daten nutzen, um neue Erkenntnisse über die eigene Kundschaft zu gewinnen, andererseits setzen Datenschutzrichtlinien diesem Erkenntnisgewinn klare Grenzen. Mit dem endgültigen Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union im kommenden Mai werden sich die Spielregeln zumindest teilweise verändern. Anstatt sich auf die anstehenden Veränderungen einzustellen, offenbart ein großer Teil der deutschen E-Commerce-Landschaft in einer Umfrage von Trusted Shops jedoch gravierende Wissenslücken.

Ein Drittel der Händler kennt die DSGVO bislang nicht

Demnach haben gerade einmal zwei Drittel der befragten Onlinehändler (64 Prozent) bisher überhaupt von der DSGVO gehört. Jedem dritten Webshopbetreiber ist somit nicht einmal bewusst, dass sich die Datenschutzregelungen im kommenden Jahr ändern werden. Dementsprechend ist auch die Unkenntnis darüber, welche Neuerungen konkret umgesetzt werden müssen, weit verbreitet. Nicht einmal jeder zweite Onlinehändler (46 Prozent) kann die ihn betreffenden Veränderungen benennen. „Angesichts dieser Wissensdefizite erscheint es nicht verwunderlich, dass zwei Drittel der befragten Onlinehändler immer noch keine Vorbereitungen getroffen haben, um die Prozesse an die neuen Auflagen anzupassen – ungeachtet des schwindenden Zeitfensters“, berichtet Rafael Gomez-Lus, Datenschutzexperte bei Trusted Shops.

Die Meinungen hinsichtlich des Nutzens der DSGVO sind jedenfalls gespalten. Während 30 Prozent der Befragten die neue Richtlinie der EU befürworten, betrachten sie 31 Prozent eher skeptisch. 39 Prozent haben sich bislang noch keine Meinung zur Neuordnung der Datenschutzregeln gebildet – möglicherweise auch aufgrund der erwähnten Wissenslücken. Knapp die Hälfte (48 Prozent) rechnet angesichts der Umsetzung der DSGVO zudem mit einem spürbaren Mehraufwand.

„Nur gerade einmal knapp 30 Prozent der befragten Onlinehändler haben offenbar bis jetzt überhaupt irgendwelche Vorkehrungen getroffen. Sicherlich ist das in einem erheblichen Maße auf fehlendes Wissen, aber auch auf die Komplexität des Themas zurückzuführen“, erklärt Gomez-Lus. Untätigkeit könnte allerdings zu erheblichen Konsequenzen führen. Schließlich wird sich der Strafrahmen bei Verstößen nach Einführung der DSGVO drastisch erhöhen: Bis zu 20 Millionen Euro oder 4 Prozent des jährlichen weltweiten Konzernumsatzes – je nachdem, welcher Wert der höhere ist – können als maximale Geldbuße verhängt werden. Onlinehändler sollten daher bei der Umsetzung der Verordnung keine Zeit mehr verlieren.

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